Das Unternehmen
Relaxdays GmbH, Berliner Straße 191, 06116 HalleEin Corona-Gewinner? Nein, sagt Martin Menz, Relaxdays habe die Pandemie nicht benötigt, um im vergangenen Jahr wieder die geplanten 50 Prozent zu wachsen, auf mehr als 75 Mio. Euro Umsatz. Mit dem Corona-Effekt sind es noch ein paar Prozente mehr. Doch auch der Online-Händler aus der Saalestadt Halle hatte „extreme Schwierigkeiten mit unseren weltweiten Produzenten und Lieferanten. Es gab Lieferverzögerungen und Auslieferungsprobleme, zum Beispiel weil LKWs an geschlossenen Grenzen zurückgeschickt wurden.“
Relaxdays gehört zu den aktuell erfolgreichsten E-Commerce-Playern in Deutschland, wächst rasant und profitabel, wie Gründer und Unternehmenschef Menz betont. Rund 12.000 Produkte aus den Bereichen Haus, Garten und Freizeit finden sich auf der Website. „Wir haben eine eigene Marke und lassen alle Erzeugnisse, mit denen wir handeln, in 500 Produktionsstätten in Europa, Asien und Südamerika herstellen.“ Sie werden über den Webshop von Relaxdays sowie über Plattformen wie Amazon und Ebay europaweit verkauft. Nur noch knapp die Hälfte des Umsatzes bleibt in Deutschland. Als Versandzentren hat das Unternehmen Lagerhallen an seinem Hallenser Firmensitz, der sich in einer alten Wartburg-Montagehalle befindet, sowie in Könnern und Queis gepachtet.
Der Wettbewerb mit Branchengrößen werde aber nicht im Lager gewonnen, sagt Martin Menz, sondern mit Digitalisierung. Statt als Online-Shop bezeichnet er sein Unternehmen lieber als ein Tech-Unternehmen mit großer Wertschöpfungstiefe. Von den 370 Mitarbeitern sind mehr als 60 Software-Entwickler. Sie haben „einen Maßanzug“ an Software für die Lagerlogistik entwickelt, „unser eigenes Ökosystem“, wie Menz erklärt: „Mit unseren digitalen automatisierten Prozessen sind wir sehr flexibel und können auch auf Nachfrageschwankungen besser reagieren.
Im Jahr 2006 hatte der damals 21-jährige Hallenser nach abgebrochenem BWL-Studium zunächst als Einzelkämpfer seinen Internethandel aufgebaut. Heute ist er CEO eines Unternehmens mit 30 Departments und Spezialisten, die sich um die Teilbereiche kümmern. „Ich muss nicht mehr jede neue fachliche Nische verstehen, aber ich muss das gesamte Spielfeld beherrschen.“ Ganz persönlich kümmert er sich auch darum, Fachkräfte zu rekrutieren – Logistiker, Software-Entwickler, Marketingspezialisten – ohne die ein weiteres Wachstum nicht gestemmt werden kann. Dazu geht er auch an mitteldeutsche Hochschulen und hat an den Unis in Halle und Leipzig 40 Stipendien vergeben. Damit der IT-Nachwuchs nicht westwärts abwandert, hat Relaxdays im vergangenen Jahr Entwicklungsbüros in Leipzig und Dresden eröffnet. Menz ist überzeugt: „Wir sind eine Company, in die man gern `reinkommt und mitmacht.“
Anders als viele andere Start-ups war Relaxdays von Anfang an ein profitables Unternehmen. Für sein schnelles Wachstum wollte Menz aber keine externen Finanzinvestoren an seine Seite holen, um sich seine Eigenständigkeit zu bewahren. Er setzte stattdessen auf klassische Bankenfinanzierung und wird dabei seit 2012 von der Bürgschaftsbank begleitet. Später kamen zwei stille Beteiligungen der MBG hinzu. „Wer solche großen, kapitalintensiven Schritte nach vorn macht, muss sein Eigenkapital stärken“, erklärt er. „Die MBG gibt mir einen hohen Vertrauensvorschuss. Die Zusammenarbeit verschafft mir Stabilität. Ich bin sehr zufrieden.“
Die Zukunft im E-Commerce zeigt weiter auf Wachstum. In fünf Jahren könnte Relaxdays bei 300 bis 500 Millionen Umsatz liegen, rechnet Menz. „Und ich würde mich sehr freuen, wenn dieser Umsatz zu großen Teilen in meiner Heimat stattfindet, um weiter zukunftsorientierte Arbeitsplätze für die Region aufzubauen.“